Fotzelschnitten und Vogelheu
Brot begleitet uns jeden Tag vom Morgen bis am Abend – da bleibt leider manchmal auch etwas übrig und wird hart. Leider? Aber nein: Altbackenes Brot ist Grundlage für so köstliche Gerichte wie Vogelheu, Fotzelschnitten oder sogar einen südlichen Brotsalat. Freuen Sie sich über Brotresten, denn Brotgerichte sind unwiderstehlich gut!
Unser tägliches Brot
Brot begleitet uns durch den Tag: ein warmer Zopf zum Frühstück, das Pausenbrötchen für die Kleinen, die Sauce beim Zmittag schnell mit frischem Weissbrot aufgetupft, zwischendrin ein kleines, feines Sandwich, und zum Znacht gibts Chäs und Brot oder Café complet und besonders in der kalten Jahreszeit vielleicht sogar ein Fondue. Darüber hinaus kann man aus Brot verführerische süsse Mahlzeiten oder Desserts zaubern, namentlich Apfelrösti, Vogelheu oder Fotzelschnitten.
So lebt der Mensch nicht vom Brot allein, aber wer Brot – auch vom Vortag – zu Hause hat, kann mit wenig anderen Zutaten köstliche Speisen braten. Entdecken Sie alte Rezepte neu und kreieren Sie überraschende Gerichte auf der Basis vom beliebten und vielseitigen Brot. Eine Volksweisheit sagt: «Altes Brot ist nicht hart, aber kein Brot, das ist hart!»
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Süsse Brotgerichte für Jung und Alt
Auch für einen süssen Znacht ist Brot unverzichtbar, gibt es doch eine reiche Varietät an süssen Brotgerichten! Zum Beispiel die Apfelrösti, in fast allen Kantonen beheimatet und in der Zubereitung variabel. Grundsätzlich wird das Gericht, im Aargau heisst es Öpfelbröisi, aber aus Äpfeln, Butter und Brotwürfeli gemacht; die Zutaten werden in der Pfanne gedämpft und mit Zucker bestreut.
Ein ebenso süsses Mahl, mit dem sich Resten praktisch verwerten lassen, ist Vogelheu: Gewürfeltes Brot wird angebraten und mit klein geschnittenen Äpfeln bereichert. Darüber gibt man einen Guss aus Ei, Zucker, Zitronensaft, Zimt und Milch, und dann gilt es zu rühren, bis das Ei sich bindet. Serviert mit Vanilleglace, ist Vogelheu ein Hochgenuss für jede Generation!
Fotzelschnitten, Ritter und Jungfrauen
Süss ist auch die Fotzelschnitte, bei der Brot in Scheiben in Milch getunkt und in geschlagenen Eiern gewendet wird. Dann backt man das feuchte Brot in reichlich Butter goldgelb und bestreut den einfachen Znacht mit Zimt und Zucker. In Deutschland heisst die Delikatesse Arme Ritter; mit einem Mus aus Früchten serviert, ändert der Name in Reiche Ritter. Die Armen Ritter erwähnen gar schon die Brüder Grimm im «Deutschen Wörterbuch»: «Snit denne aht snitten arme ritter und backe die in smalze niht zu trüge.»
Die Fotzelschnitte ist auf der ganzen Welt bekannt. In England heisst sie «poor knights», in den USA «french toast», in Frankreich «pain perdu» und in Österrich «Pavesen». Hübsch ist auch ihr ungarischer Name: «bundaskenyér». Das heisst übersetzt «Brot im Pelz». Dieses wird gesalzen genossen. Eine weitere rezente Variante der Fotzelschnitte ist die «versoffene Jungfrau», bei der die Milch durch gewürzten Rotwein ersetzt wird.
Eine besonders exquisite Fotzelschnitten-Variante sind die Weinschnitten. Als Grundlage dient hier süsses Brot, zum Beispiel Panettone. Statt die Brotscheiben vor dem Rösten in Ei zu wenden, serviert man dazu einen Ei-Vanille-Schaum.
Die Grundlage: Brot, Eier und Äpfel
Vogelheu, Apfelrösti und Fotzelschnitten zeigen auf gluschtige Art und Weise, dass des Brots liebste Begleiter Ei und Äpfel sind. Letztere kann man selbstverständlich gegen saisonale Früchte austauschen: Im Sommer eignen sich zum Beispiel Kirschen hervorragend dafür, im Spätsommer Zwetschgen, Pflaumen und Aprikosen.
Im Kanton Thurgau, verrät uns Barbara Fatzer im «Thurgauer Kochbuch», gibt es das «Romanshorner Chriesipolster» – ein Gebäck aus eingeweichtem Brot, Süssmost, Butter, Mandeln, Eigelb, Kirsch, Eiern und natürlich viel Chriesi, also Kirschen, das in einer Springform gebacken wird. Anstatt Kirschen könne man für die Füllung auch Birnen, Äpfel, Rhabarber oder Johannisbeeren verwenden.
Text: Tania Kummer
aktualisiert: 14. September 2020
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