Frühkartoffeln - die zarten Frühlingsprinzessinnen
Nun sind sie wieder anzutreffen, die ersten heimischen Frühkartoffeln. Jetzt, wo die Kräuter spriessen und junges Gemüse lockt, ist einem leicht und beschwingt zumute. Die butterzarten Knollenprinzessinnen eignen sich besonders für die leichte Frühlings- und Frühsommerküche. Und sogar für denjenigen, bei dem es in der Küche schnell gehen muss, sind sie ideal, denn sie sind rasch zubereitet.
Frühkartoffeln: pfiffige Allrounderinnen
Die Kartoffel verdient nur das Allerbeste, denn sie ist nicht einfach nur ein Grundnahrungsmittel: Als vielseitige Dame kann sie rund ums Jahr jeden am Tisch glücklich machen. Besonders aber ab Mitte Mai wird sie zur feinwürzigen, köstlichen Delikatesse. Frühkartoffeln tragen schöne Namen wie Agata, Annabelle, Charlotte, Sirtema, Venezia oder gar Lady Christl und Lady Felicia. Sie sind kleine Multitalente, denn sie vertragen sich gut mit den meisten Kräutern und Gewürzen, ergänzen Frühlingsgemüse und sind tolle Begleiter von Grillfleisch, Käse und Eiern. Die Zubereitungsarten reichen vom leichten Salat über fein gebackene Ofenkartöffelchen bis zum Gratin und zur Rösti.
Lieblinge der Kräuter, Pilze und Gemüse
Frühkartoffeln eignen sich wunderbar dazu, Kräutern und Pilzen eine würzig-milde Aromagrundlage zu bieten. Mit Thymian und Rosmarin im Backofen oder auf dem Grill, mit Dill und Basilikum im Salat oder mit Lorbeer am Spiess. Und wers lieber exotisch mag, kombiniert die Kartöffelchen mit einem feinen Curry oder geniesst zu den Salzkartoffeln anstelle des üblichen Schnittlauchs mal ein Korianderpesto.Pilze, aktuell gerade frische Morcheln, finden in den Frühlingskartoffeln eine feine Partnerin. Ein Gratin mit frischen oder getrockneten Pilzen zwischen den Kartoffelscheiben adelt jedes Fleisch. Und erntefrische Spargeln schmecken grad nochmal so gut mit feinen Mini-Gschwellti oder kleinen Backkartöffelchen. Jedes Frühlingsgemüse legt sich jetzt gerne zu den Kartoffelprinzessinnen - nicht nur die Erbsli oder frischen Rüebli, auch Kohlräbli und Spinat. Die feinen Radiesli übrigens, sie lassen sich wunderbar mit Kartoffeln und Schnittlauch kombinieren.
Köstlich, kalorienarm und klein
Bei den zart behäuteten Frühkartoffeln ist das Schälen überflüssig. Nicht nur weil die Schale fein und zart ist, nein, auch weil die meisten Mineralstoffe und Vitamine genau da, unter der Schale, stecken. Nur waschen und dabei sorgfältig abbürsten. Und dann je nach Grösse halbieren oder sogar ganz lassen. Schon sind sie bereit für die Weiterverarbeitung. So wird die Knolle sogar zum gesunden Fast Food, denn mit nur 77 Kalorien pro 100 Gramm widerlegt die Kartoffel ihr altes, schlechtes Image als Dickmacherin. Und wer sie jetzt mit dem feinen Frühlingsgemüse kombiniert, ist garantiert auf der Zielgeraden punkto leichte Küche.
Bitte rasch geniessen!
Kartoffeln sind Nachtschattengewächse wie Auberginen und Tomaten und deshalb etwas heikel bezüglich Lagerung. Bereits beim Einkauf ist zu beachten, dass sie keine grünen Stellen aufweisen, denn dann haben die Damen der Nacht zu viel Licht abbekommen und das schlecht verträgliche, schwach giftige, bittere Solanin entwickelt. Kleine grüne Stellen lassen sich aber wegschneiden. Zuhause gehören die Frühkartoffeln auch nicht in den Kühlschrank. Denn bei dieser Temperatur werden sie unangenehm süss. Idealerweise lässt man sie nur kurz an einem dunklen, trockenen und kühlen Ort, bis man sie verarbeitet. Am besten behandelt man sie wie Frischgemüse: Einkaufen, rasch verarbeiten und geniessen! Und für das nächste Kartoffelmahl kauft man wieder frisch ein.
Kochtypen
Kochtyp A ist fest kochend. Das Fleisch ist feucht, glatt, schnittfest und nicht mehlig. Er eignet sich besonders für Kartoffelsalat, Salzkartoffeln und als Gschwellti.
Kochtyp B wird als vorwiegend fest kochend bezeichnet. Die Kartoffel ist schwach mehlig und bleibt meist fest. Solche Sorten sind ideal für Rösti und Bratkartoffeln und eignen sich für Gschwellti, Salzkartoffeln, Kartoffelsalat und Kartoffelsuppe.
Kochtyp C mehlig kochende und ziemlich trockene Sorten, kommt unter den Frühlingskartoffeln fast nicht vor. Deshalb eignen sich Frühkartoffeln auch weniger für Kartoffelstock, Suppe und Pommes Frites.
Frühkartoffeln: aus dem Boden auf die Teller
Bereits Ende Februar, Anfang März kommen die Frühkartoffelsorten in einen feinen, lockeren Ackerboden. Dieser wird sofort mit Folie abgedeckt, das schützt vor Frost und speichert Wärme. Nach zweieinhalb bis drei Monaten können sie geerntet werden. Allzu gross sollten sie nicht sein; die Mindestgrösse liegt jedoch bei fünf Zentimetern. Die Ernte wird vorsichtig angegangen, denn die feine Schale ist sehr schnell verletzt, und die Kartöffelchen verderben rasch. So sind die verschiedenen Frühsorten nur von Mai bis Ende Juni, Anfang Juli erhältlich, und dann ist das kurze Glück vorbei.
Frühkartoffelsorten
Annabelle (Kochtyp A)
Venezia (Kochtyp A)
Lady Christl (Kochtyp A-B)
Charlotte (Kochtyp B-A)
Agata (Kochtyp B)
Sirtema (Kochtyp B)
Lady Felicia (Kochtyp C-B)
Text: Marie-Isabelle Bill 18. Mai 2019