Familientisch – essen im zweiten Lebensjahr
Ab dem zweiten Lebensjahr dürfen auch die Kleinsten frei am Familientisch zulangen. Es beginnt eine spannende Entdeckungsreise, auf der es viel Neues und Freudvolles erleben wird. Lass dein Kind die Welt der Nahrungsmittel mit all seinen Sinnen entdecken. Wir begleiten dich und dein Sprössling gerne dabei und haben für dich tolle Rezepte, Tipps & Tricks.
Wenn dein Kind alles vom Familientisch mitessen kann, ist das eine Entlastung. Jetzt müssen keine zusätzlichen Breimahlzeiten mehr zubereitet werden. Andrerseits kann es für die Nerven anstrengend sein, da Kinder die farbigen Sachen im Teller nicht bloss als Essen ansehen, sondern auch damit spielen möchten. Wasserpfützen auf und Apfelschnitze unter dem Tisch gehören zum ganz normalen Familienalltag. Nun gilt es, für dich den guten Mix zu finden zwischen Regeln, die dir wichtig sind, und dem Wunsch des Kindes, alles selber zu machen.
So wie die Grossen
Du kannst deinem Kind entgegenkommen, wenn du das Essen in mundgerechte Stücke schneidest. Manche Kinder lieben es, den Fingerfood mit den Händen zu essen, während andere Helden lieber die Grossen mit dem Löffel imitieren. Auch dieser wird nach einiger Zeit den Mund finden – hab Geduld und sei nachsichtig, es ist alles nur eine Phase.
Diese Suppe esse ich nicht
Manchmal wird über Nacht aus dem gemütlichen Allesesser ein launischer Gemüsemuffel. Sei nachsichtig, wenn dein Kind etwas nicht essen möchte. Meist sind solche Ablehnungen vorübergehend. Druck ist hier meistens der falsche Weg. Lieber immer wieder spielerisch an die verschiedenen Lebensmittel heranführen. Achte darauf, dass das Essen nicht zweckentfremdet wird, also weder belohnen noch bestrafen mit dem Essen. Sonst kann aus dem Freund schnell ein Feind werden.
Beliebte Kinderhits
Kleine Kinder brauchen keine ausgefeilten Menüs. Einfach und gut soll es sein. Zu viele unterschiedliche Konsistenzen und Geschmäcker auf dem Löffel können das Kind überfordern, und vielleicht will es alles separat probieren. Es gibt da kein richtig oder falsch. Jedes Kind geht anders und in seinem Tempo vor. Beliebt sind Hackfleischbällchen oder Brätkügeli. Sie sind weich und können einfach aufgespiesst werden. Als vegetarische Variante können auch Falafel-Bällchen aus pürierten Kichererbsen zubereitet werden. Auch aus Resten entstehen Kinderhits. Mischen Sie Kartoffel- und Gemüseresten mit einem Ei, und braten Sie daraus goldene Tätschli.
Tipp: Festes Gemüse wie Rüebli, Kohlräbli oder Randen in fingerdicke Stäbli schneiden. Ob gekocht oder roh, als kleines Extra kannst du diese mit einer Quark- oder Joghurt-Dip-Sauce servieren.
Suppen sind meist bei Kindern und Eltern beliebt. Kinder löffeln die sämige Wärme gern, und die Eltern haben die Möglichkeit, viel Gesundes in der Suppe zu verpacken. Gemüse mit Kartoffeln oder geschälten Linsen bilden die Basis, und wenn in der farbigen Suppe noch knusprige Brotcroûtons oder Popcorn schwimmen, schlagen die Kinderherzen höher.
Znüni und Zvieri für kleine Kinder
Znüni und Zvieri sind für Kinder wichtig. Kleine Kinder brauchen alle drei bis vier Stunden etwas zu essen. Wie viel braucht mein Kind? Hast du dich das auch schon gefragt? Wir gehen davon aus, dass ein gesundes Kind weiss, was es braucht. Die Znüni- und Zvierizeit kann genutzt werden für eine gemeinsame Pause. Neben dem Snack ist auch die Aufmerksamkeit wichtig, die dein Kind dabei wünscht. Besonders spielfreudige Kinder haben manchmal keine Lust, das Spiel für einen Imbiss zu unterbrechen. Wenn es sich auf etwas freuen darf, das lustig aussieht und gut schmeckt, wird dieser Moment am Tag ein ganz wichtiger werden.
Znüni- und Zvieri-Ideen
Geschnitzte Früchte oder Gemüse (Birne als Maus oder Rüebli als Flöte usw.)
Brot mit Butter, Frischkäse oder Käse
Reis-, Maiswaffeln oder Cracker
Selbst gemachte Getreideriegel
Milch
Joghurt oder Quark nature, evtl. gesüsst mit Konfi, Honig oder Apfemus
Gefrorene Fruchtpürees als Glacestänge
Das Essen mit allen Sinnen entdecken
Essen schmeckt nicht bloss, man kann es auch riechen, sehen, hören und fühlen. Je bekannter und vertrauter die verschiedenen Nahrungsmittel sind, umso grösser wird die kulinarische Vielfalt deines kleinen Weltentdeckers sein.
Sehen
Ein lustiges Gesicht aus Tomaten und Essiggurken auf dem Käsebrot bringt Kinder zum Lachen. Mit einem Guetzliausstecher kannst du aus dünn geschnittenem Gemüse Figuren ausstechen, zum Beispiel kleine Blüemli mit dem Spitzbuben-Ausstecher. Lassen dein Kind zuschauen, wenn du am Kochen bist. Solange es noch nicht sicher alleine stehen kann, kannst du es in den Kinderhochstuhl mit Sicht auf den Herd setzen.
Riechen
Nimm dein Kind mit auf den Wochenmarkt! Das ist für ihn eine tolle Entdeckungsreise: Am Käsestand, beim Fischhändler oder beim Obstbauern – überall riecht es anders. Im Garten oder auf einem Waldspaziergang kannst du Blumen pflücken oder frische Kräuter zwischen den Fingern zerreiben, und danach die kleine Nase daran riechen lassen.
Schmecken
Der Geschmackssinn von Kindern ist noch sehr empfindsam. Weniger ist mehr, lautet das Credo. Bei der Zubereitung daher wenig Salz und Pfeffer verwenden. Eine Salatsauce kannst du mit etwas Joghurt, Rahm oder Apfelsaft milder machen. Oder spiel mit deinem Kind «Mund auf und Augen zu» und lass es dabei ein Fruchtstück mit der Zunge erforschen und gib ihm auch mal die Möglichkeit, etwas auf Ihre Zunge zu legen. Kleine Witzbolde werden das lustig finden.
Hören
Kinder lieben Knackiges und Knuspriges. Deshalb sind Popcorn, Croûtons, Cracker und Chips bei Gross und Klein so beliebt. Dünn geschnittenes Gemüse verwandelt sich mit Öl und Salz bei Umluft im Ofen in knackige Chips. Rohes Gemüse ist knackig und saftig und bei den meisten Kindern beliebt.
Fühlen
Kinder wollen das Essen fühlen. Sie essen deshalb gerne mit den Händen. Zwischenmahlzeiten sind ideal für Fingerfood. Lass das Kind «mitspielen», wenn du am Kochen bist, denn Dreikäsehochs machen es gerne gleich wie die Grossen.
Unsere Buchempfehlungen für den Familienalltag
Text: Betty Bossi Online-Redaktion
15. August 2022