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Betty Bossi
Äpfel
Lebensmittelwissen

Die beliebtesten Apfelsorten

Sie tragen Namen wie Iduna, Ariwa, Diwa und Ladina, Mariella und Rustica – und sind jung und stark: Neue Apfelzüchtungen ohne Fehl und Tadel, nämlich vielfach mehltau-, schorf- und/oder feuerbrandrobust. Stolzer geistiger «Vater»: Markus Kellerhals, Leiter der Forschungsgruppe Züchtung und Genressourcen Obst bei Agroscope und seit 1984 in der «Apfel-Forschung» tätig. Trotzdem hat der Experte auch ein Herz für die «Alten»: Schliesslich gelten alte Sorten als Genressourcen für die Zukunft.

Interview mit dem Agroscope-Experte Markus Kellerhals

Wie viele Apfelsorten sind in der Schweiz erhältlich?

Markus Kellerhals: Im Detailhandel und im Direktverkauf sind zwischen drei und zehn oder mehr Sorten gleichzeitig erhältlich - oft in unterschiedlichen Kategorien von günstig bis Bio. Insgesamt werden in Schweizer Sortensammlungen rund 1300 mehrheitlich alte Apfelsorten gesichert, darunter auch viele Verarbeitungssorten.

Welches sind die Top Five unter den Schweizer Äpfeln?

MK: Die Sorten Gala, Golden Delicious, Braeburn, Jonagold und Scifresh (Jazz), wobei Gala hier die lange dominierende Sorte Golden Delicious an der Spitze abgelöst hat.

Welche Faktoren sind entscheidend für den Kauf eines bestimmten Apfels?

MK: In erster Linie Preis, Aussehen, Bekanntheit, Geschmackstyp und Verwendungszweck. Bezüglich Verwendungsart von einzelnen Apfelsorten spielt auch die Tradition mit. Boskoop etwa gelten als ideal für Wähen, während die alte Sorte Jacques Lebel als Chüechliöpfel beliebt war. Einzelne Experten schwören für getrocknete Apfelringli auf Jonagold. Das Spektrum der Verwendungsmöglichkeiten ist aber bei den meisten Sorten ziemlich breit.

Aussehen oder Geschmack: Was ist Kunden letztlich wichtiger?

MK: Bei spontanen Einkäufen entscheidet oft die Farbe, bei Kennern der Geschmack.

Andere Länder, andere Sorten: Welche Äpfel mögen unsere Nachbarn?

MK: Trotz Globalisierung sind die Vorlieben weltweit sehr unterschiedlich! In Japan - in Asien generell - müssen die Äpfel gross und süss sein. Die Wertschätzung für den Apfel ist dort viel grösser als bei uns. Äpfel werden einzeln verpackt, teuer verkauft und häufig als Geschenk mitgebracht. Die Amerikaner mögen rote, mit Wachs polierte Äpfel besonders, unsere direkten Nachbarn in Italien grosse, süssliche Sorten. Bezüglich Geschmack lautete die «europäische Regel» früher folgendermassen: Im nördlichen Teil säuerlich, im südlichen Teil süsslich. Diese Regel verwässert allerdings zunehmend.

Sie züchten seit Jahren neue Sorten: Was gilt es dabei zu beachten?

MK: Man definiert als erstes die Zuchtziele bezüglich Qualität, Leistung und Robustheit und anschliessend die entsprechenden verfügbaren und aussichtsreichen «Elternsorten» für die Kreuzungen. Von der Idee bis zur Reifung der ersten Früchte an den Bäumchen der Nachkommen vergehen vier bis fünf Jahre. Wenn Sie mich nach den grössten Herausforderungen in der Züchtung fragen, so sind das folgende: 1. Alle erforderlichen Eigenschaften auf das notwendige hohe Niveau zu bringen. 2. Der lange Zeitraum zur Entwicklung einer Sorte. 3. Die erfolgreiche Markteinführung.

Auf welche Ihrer Züchtungen sind Sie persönlich besonders stolz?

MK: Ich nenne nur einige Favoriten: Milwa-Diwa®: Super Gesamtbild, optisch und inhaltlich, breite Beliebtheit, gute Verbreitung. Ladina: Feuerbrandrobust, schorfresistent, sehr saftige und aromatische Frucht. Mariella: Ausserordentlich fest und knackig - und trendig bei den Jungen.

Was spricht bei so vielen neuen Sorten noch für die «Alten»?

MK: Die Vielfalt an Formen, Farben und Geschmacksrichtungen sowie vereinzelt die Robustheit gegen Krankheiten und Schädlinge. Oft schwingt emotional auch eine gewisse Nostalgie mit. Ausserdem können alte Sorten als «Kreuzungseltern» eingesetzt werden, um spezifische Eigenschaften einzubringen, und generell als Reservoir für genetische Vielfalt. Im Schweizer Forschungszentrum Agroscope für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt reifen hunderte von neuen Apfelzüchtungen, um daraus neue Sorten zu finden.

Text: Betty Bossi Online-Redaktion

Aktualisiert: 12. September 2022

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