Die Gurke: Erfrischend sommerlich
Sie ist so erfrischend saftig, riecht verführerisch nach Sommer und ist die ideale Begleiterin zu Grilladen: Die Gurke. Der deutsche Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt hat die lange Grüne zum Gemüse des Jahres 2019/2020 erkoren. Eine gute Gelegenheit, das beliebte Gemüse in seiner ganzen Vielfalt vorzustellen und ihm ein grünes Kränzlein zu winden.
Die Gurke – ein Top-10-Star der Gemüse-Hitparade
Die Gurke hat alles, was es für einen Sommerstar braucht, sei es für herrlich erfrischende Salate, für eisgekühlte Süppchen oder als knackgesunde Rohkost für zwischendurch.
Salatgurken sind mittlerweile das ganze Jahr über beim Grossverteiler erhältlich. Die langen, walzenförmigen «Fruchtgemüse» nehmen wir kaum mehr als das wahr, was sie in unseren Breitengraden eigentlich sind: Eine saisonale Delikatesse, die uns während der Sommermonate eine Fülle an Salatmöglichkeiten und anderen kulinarischen Erfrischungen beschert.
Gurken tauchen in der Schweizer Hitparade der zehn beliebtesten Gemüse regelmässig im Mittelfeld auf. Beliebter sind nur die unschlagbaren Rüebli, Tomaten, Peperoni und der Eisbergsalat.
Jeder Schweizer bzw. jede Schweizerin gönnt sich im Durchschnitt etwa 3,5 kg Gurken pro Jahr – nur 3,5 kg? Ja, es gibt sie, die «Guggumere*»-Muffel. Sie drücken den Pro-Kopf-Konsum der grünen Frische-Bombe gehörig hinunter, denn ein wahrer Gurken-Fan schafft diese Menge locker in viel kürzerer Zeit.
(* Guggumere ist ein schweizerdeutsches Dialektwort für Gurke.)
Herrlicher Durstlöscher
Die Gurke ist mit den Melonen verwandt und besteht wie ihre süssen Cousinen bis zu 97 Prozent aus Wasser. Kein Wunder, ist ihr Genuss unglaublich erfrischend – sofern sie nicht als vorgeschnittenes Deko-Scheibchen bereits stundenlang vor ihrem Einsatz vor sich hintrocknen musste und dabei das letzte Restchen an Geschmack verloren hat.
Der Gurke ist ein würdigerer Auftritt gegönnt: Salatkreationen aller Art gibt sie ihren unverwechselbaren knackigen Touch, dem Tsatsiki (auch Tzatziki) verleiht sie mediterrane Frische und den Gazpacho macht sie zum Sommerparty-Schlager. Sie peppt Smoothies auf – aber sicher nicht mit Kalorien, von denen sie praktisch keine hat (ca. 15 kcal/100 g).
Man sollte die Gurke übrigens möglichst nicht schälen, nur gut waschen, denn ihre wenigen, wertvollen Inhaltsstoff befinden sich direkt in der Schale.
Von geraden und krummen Gurken
Die beim Grossverteiler erhältlichen, oft in Plastik eingeschweissten Salatgurken gedeihen in unseren Breitengraden nur im Gewächshaus; das Angebot während der Wintermonate wird durch Importware aus dem Ausland abgedeckt. Es fällt auf, dass die angebotenen Gurken fast alle gleich lang, gleich dick und ziemlich gerade sind. Exemplare, die nicht der Norm entsprechen, werden rigoros aussortiert.
Die Konsumenten sind sich aber immer mehr bewusst, dass diese Selektion auch Verschwendung von Lebensmitteln zur Folge hat. Diesem Food Waste stellt sich zum Beispiel Coop seit sechs Jahren durch die Einführung seiner Nachhaltigkeits-Eigenmarke «Ünique» entgegen. Unter diesem Label haben übergrosse, besonders kleine und unförmige Exemplare verschiedener Gemüse- und Fruchtsorten einen eigenen, gebührenden Platz erhalten.
So sind gemäss den Ünique-Richtlinien Deformationen aller Art, vernarbte Risse ohne Fäulnis, Flecken, Verfärbungen und kleinere mechanische Schäden bei Gurken erlaubt.
Gurkensaison – das ganze Jahr?
Die Gurke leidet unter ihrem zweifelhaften Ruf, weil sie im In- und Ausland meistens in Gewächshäusern gezogen wird, was ihr eine schlechte Energiebilanz beschert.
Konsequente Konsumentinnen verzichten auf Gewächshaus-Gurken und freuen sich auf die sommerlichen Gartengurken aus einheimischer Produktion. Die Nostrano-Gurken aus dem Freiland sind etwas kleiner und haben oft bittere Kerne, die man bei Bedarf entfernt, einfach die Gurke längs halbieren und die Kerne mit einem Löffel herausschaben.
Coop ist sich der Problematik der Energiebilanz bewusst und arbeitet zum Beispiel in Hinwil ZH mit Gemüseproduzenten zusammen, die dank Abwärme aus der nahen Kerichtverbrennungsanlage CO2-neutrale Gurken produzieren.
Egal, ob man sich für Freiland- oder Gewächshausgurken entscheidet: Wichtig ist, dass die ganze Gurke gegessen wird und sie nicht als Food Waste im Abfallkübel oder auf dem Kompost endet. Das hat das Gemüse des Jahres nicht verdient!
Sortenreiche Gurken
Grün und mehr oder weniger lang, so kennen wir die Gurke. Wer einen eigenen Garten hat, baut vielleicht noch die Mini-Sorten an und macht sie als Cornichons oder Essiggurken selber ein. Aber der Sortenreichtum der Gurke ist gross, es gibt über 40 verschiedene Sorten, von denen bei uns aber nur ein paar wenige erhältlich sind:
Salatgurken oder Schlangengurken: Die am häufigsten angebotene Sorte. Sie braucht sehr viel Wärme und wird daher bei uns im Gewächshaus angebaut. Ihre Schale ist dunkelgrün und glatt. Sie wird meist roh gegessen.
Freilandgurken (z.B. Nostrano): Sie ist bei uns von Juli bis September im Handel erhältlich. Sie ist etwa 20cm lang und hat eine dunkelgrüne, etwas stachlige Haut. Durch ihr kräftiges Gurkenaroma eignet sie sich besonders gut für Salat.
Schmorgurken: Sie sind weniger kälteempfindlich und können auch bei uns im Freiland angebaut werden. Ihre dicke Schale ist gelblich grün. Mit ihrem festen Fruchtfleisch eignen sie sich sehr gut zum Schmoren. Die Kerne sollten vor der Verwendung entfernt werden.
Einlegegurken: Sie werden hauptsächlich im Freiland angebaut und können im August und September geerntet werden. Die sog. Cornichons (6-9cm) sowie die Delikatessgurken (9-12cm) sind deutlich kleiner als Salatgurken und haben eine stachlige Schale.
Der neue, leichte Leckerbissen für zwischendurch: die Snackgurke
Diese neue Züchtung erfreut sich bereits grosser Beliebtheit, denn die kleinen, glatten Gurken enthalten weder Kerne noch Bitterstoffe und können mit der Schale gegessen werden. Sie eigenen sich auch gut als ertragreiche Balkonpflanze.
Das Auge isst mit!
Neben den handelsüblichen Salatgurken gibt es auch Gurkensorten in exotischen Formen und Farben. Die stachlige Zackengurke, Horngurke oder Gurkenmelone etwa ist auch bei uns unter dem Namen Kiwano erhältlich und schmeckt bei heissen Temperaturen sehr erfrischend.
Experimentierfreudige pflanzen sich im Garten auch mal die kleine runde gelbe Gurke, die wie eine Zitrone aussieht, aber wie eine Gurke schmeckt. Ein Hingucker auch die mexikanische Minigurke, die kleine runde, grün gestreifte Früchte trägt. Für den Eigenanbau sind im Fachhandel Samen für diverse Gurkensorten erhältlich.
Vielfältiger Gurkengenuss
In der heimischen Küche werden Gurken oft roh gegessen, in Asien dagegen schmort man sie eher und verwendet sie für Currys sowie Chutneys und bereitet die jungen Blätter und Triebe als Gemüse zu. In Amerika liebt man die Gurken süss-sauer eingelegt.
Zu Gurken passen Dill, Petersilie und Borretsch, dessen essbare blaue Blüten bei einem Gurkensalat sehr dekorativ wirken. Beim Schmoren von Gurken sind kräftige Gewürze wie Curry, Senf oder Kümmel vorzuziehen.
Lust auf noch mehr Sommergemüse?
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Aktualisiert: 5. Juli 2021
Text: Gina Graber | Sabine Danckwardt