Hirse: glutenfrei und gesund
Seit einigen Jahren feiert die Hirse in der Schweiz ihr Revival, und dies mit gutem Grund. Das heimische Getreide gedeiht auch auf kargen Böden, ist pflegeleicht und sorgt so für einen ökologischen Anbau. Die kleinen glutenfreien Körnlein sind super nährstoffreich und bereichern die Alltagsküche auf vielfältige Art und Weise. Sei es in einem wärmenden Porridge, als sämiger Hirsotto oder als knusprige Hirsetätschli.
Das kleine Korn ist seit über 8000 Jahren im Einsatz
Die Hirse ist nicht ein einzelnes Getreide, sondern eine Sammelbezeichnung für verschiedene, kleinkörnige Spelzgetreide, die sich alle sehr ähnlich sind. Hirse wurde zählt zu den ältesten Nutzgetreiden. Sie wurde bereits vor 5000 Jahren in Europa angebaut. Die kleinen runden Körnchen wachsen auf kargen Böden und sind für unser Klima bestens geeignet. Im Mittelalter war die Hirse hierzulande das meist angebaute Getreide. Sie wurde dann zunehmends von Kartoffel und Mais verdrängt und später durch Weizen und Dinkel ersetzt, da diese einen höheren Hektarertrag haben.
Der Name Hirse ist vom indogermanischen abgeleitet und bedeutet dort Sättigung und Nahrhaftigkeit. Das natürlich glutenfreie Getreide ist also ein idealer Begleiter in der leichten, gesunden Küche.
Die verschiedenen Hirsesorten sorgen für Vielfalt
Hirse wird in zwei Hauptgruppen unterteilt. Die Sorghumhirse hat die grösseren Körner und dadurch bessere Erträge. Meist wird sie geschrotet oder als Mehl verwendet. Sie eignet sich hervorragend für die Zubereitung von Hirsetätschli.
Die Millethirse, auch echte oder kleine Hirse genannt, hat kleinere Körner und auch kleinere Erträge. Da die Hirse ein Spelzgetreide ist, muss sie erst geschält werden. Sie ist also nicht zu 100 % «Vollkorn». Die beliebteste Hirsesorte ist die Goldhirse. Die goldenen Körnchen machen sich gut als Beilage auf dem Teller oder im Salat.
Die Zubereitung von Hirse ist simpel: Die Hirse wird mit der doppelten Menge Wasser und etwas Salz 5–10 min Minuten kochen, danach den Herd abstellen und die Hirse für 30 Minuten weiter aufquellen lassen.
Hirse für schöne Haut, Haare und Nägel
Hirse ist wie Buchweizen, Quinoa und Amaranth glutenfrei und somit auch für Menschen geeignet, die Gluten schlecht vertragen. In der Hirse sind viele Ballaststoffe enthalten, welche die Darmtätigkeit fördern. Zudem liefert sie eine gute Portion essenzieller Aminosäuren, welche für den Muskelaufbau und das Immunsystem benötigt werden. 100 g Hirse liefern 6.9 mg Eisen, dies entspricht fast der Hälfte unseres täglichen Bedarfs. Das ist mehr als doppelt so viel, wie Weizen oder Buchweizen liefert. Neben dem Eisen liefert Hirse auch eine gute Portion Kalzium, Magnesium, Zink sowie eine ganze Palette von B-Vitaminen. Und ein weiterer Vorteil: Auch Silizium ist reich enthalten in der Hirse, und bekanntlich hält das unsere Haare, Haut und Nägel gesund.
Hirse in 1001 Varianten
Mit Hirse kann man sich den ganzen Tag verwöhnen. Zum Frühstück ist ein Porrdige oder Müesli aus Hirseflocken im Nu zubereitet. Wer es pikant mag, kann sich ein Hirsebrot backen. Die Zwerghirse Teff hat ganz besondere Backeigenschaften, und sie eignet sich perfekt für ein glutenfreies Brot.
Hirse ist eine nahrhafte Beilage, die als Hirsotto oder als Salat ein würziger Begleiter ist. Mit den Hirsetätschli oder -taler gibt es viele kulinarische Spielvarianten. Da die Hirse etwas klebrig ist, eignet sie sich bestens für Tätschli. Mit Gemüse und Ei halten sie gut zusammen und Käse verleiht noch die passende Würze. Ein süsser Hirse-Auflauf mit Äpfeln war zu Grosis Zeiten ein beliebtes Abendessen. Frühstückstipp: Schnell und fein! 100 g Hirse mit Flüssigkeit (Wasser, Getreidedrink oder Kuhmilch) während rund 20 Minuten unter gelegentlichem Rühren köcheln lassen. Warm servieren. Wer mag, kann den Brei mit etwas Honig, Agavendicksaft oder wenig Zimt-Zucker süssen oder frischen Früchte oder Beeren dazu geben. Gibt Energie für den ganzen Tag!
Hirse in aller Welt
In Afrika und Asien gehört die Hirse weiterhin zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln.
Hirsebrei ist weltweit verbreitet und je nach Land unter einem anderen Namen bekannt. In Namibia kennt man ihn unter Oshifima, einem Porridge aus Hirse- und Maismehl. Dieser wird zum Frühstück, aber auch als Beilage zu den Hauptmahlzeiten oder als Bällchen mit Sauce verzehrt. In Botswana ist der Hirsebrei als Putu und in Lesotho als Papa bekannt. Je nach Rezept wird er etwas anders zubereitet.
Auch in Asien spielt die Hirse eine grosse Rolle in der Nahrung, genau so wie in Afrika als Porridge zum Frühstück aber auch als Suppe und in Eintöpfen. In China wird die Hirse oftmals als Beilage zu Dumplings oder Buns serviert.
Der Blick über den Tellerrand zeigt uns einmal mehr: «Das Gute liegt so nah».
Text: Silvia Kumar-Niederberger, dipl. Ernährungsberaterin HF
14. Mai 2022