Amaretti – bittersüsse Versuchung
Amaretti – kleine Köstlichkeit zum Espresso: Da kann niemand widerstehen!
Hart oder zart – magisch gut!
Sie haben in guter Gesellschaft vorzüglich diniert und lassen zufrieden die Seele baumeln – da braucht es wenig, um dem Genuss die Krone aufzusetzen: einem feinen Kaffee und etwas Süsses für den Gluscht. Kennen Sie diese Situation? Und wurden Sie in dieser auch schon mit einer kleinen Köstlichkeit überrascht, einer bittersüssen Gaumenfreude, die unverkennbar schmeckt, eine brüchige und zarte Kruste und einen betörenden weichen Kern besitzt? Dann kennen Sie die Magie der Amaretti, des Mandelgebäcks, das auch hart gebacken und in Kaffee oder Likör getunkt sein unverkennbares Aroma entfaltet. Ob Sie die Spezialität lieber weich oder hart, mit oder ohne Füllung geniessen, bleibt Ihnen überlassen – es lohnt sich aber auf jeden Fall, die diversen Sorten auszuprobieren.
Das voll- und wohlklingende italienische Wort «amaro» bedeutet übrigens «bitter» denn Amaretti werden aus Bittermandeln hergestellt, aber es ist verständlich, dass man beim Genuss von Amaretti gerne an «amore» denkt – denn wer Süsses liebt, dem werden Amaretti schnell zur delikaten Liebhaberei.
Mystisches Mandelgebäck
Wenn ein Guetzli so beliebt ist wie das Amaretti, möchte jeder der Erste gewesen sein, der es in den Backofen geschoben hat. So lässt sich nicht sagen, wer das Mandelmakronengebäck – so nennt man Mischungen, die aus je einem Drittel Zucker, Eiweiss und Mandeln bestehen – mit Bittermandelöl oder Bittermandeln erdacht und ausprobiert hat.
Mandelbäume, an denen süsse oder bittere Mandeln (aus denen das Bittermandelöl gewonnen wird) wachsen, haben ihre Wurzeln wortwörtlich in Zentralasien – aber auch Marokko ist für seine Mandeln bekannt. Und nicht zuletzt gedeihen auch im gesamten Mittelmeerraum schon lange aromatische Mandeln.
Und doch wird im Zusammenhang mit Amaretti und deren Ursprung immer wieder Italien genannt, denn schon in der Mitte des 17. Jahrhunderts soll ein Zuckerbäcker am Hof von Savoyen Mandeln geschält, gemahlen und das feine Mus mit Eiweiss und Zucker gemengt haben. Weiter mag der berühmte Mandellikör Amaretto aus der lombardischen Stadt Saronno zur Verknüpfung von Italien und der Amaretti beigetragen haben: Carlo Lazzaroni kaufte in seiner Heimatstadt Saronno viele kleine Backstuben, die das Mandelgebäck seit Generationen herstellen. Auch besass die Familie Lazzaroni schon im 18. Jahrhundert viele Kaffeehäuser in Mailand. Noch berühmter ist die Marke Amaretto Disaronno, die ihren Ursprung ebenfalls in Saronno hat.
Heuer werden in vielen Betrieben Amaretti hergestellt, leider häufig industriell und mit gemahlenen Aprikosenkernen gestreckt, was sich im Geschmack bemerkbar macht.
Amaretti für jeden Gusto
Was, fragt man sich, ist das Geheimnis der leicht bitteren Spezialität, die sich auch dadurch auszeichnet, dass sie verpackt oft wie ein kleines Kunstwerk daherkommt? Es ist die simple Kombination aus Mandeln, Zucker, Eiweiss und Bittermandelöl - anstatt Öl kann man auch gleiche Teile geriebener Süss- und Bittermandeln benutzen. Wie so oft im Leben sind es die einfachen Dinge, die am meisten Freude bereiten.
Amaretti kennt man hart gebacken – wie zum Beispiel die erwähnten Amaretti di Saronno. Aber auch mit weichem und feuchtem Innenleben, «bianchi» (weiss) oder «morbidi» (weich), sind sie ein Genuss.
In den Bäckereien und Konditoreien sind viele verschiedene Amaretti-Varianten erhältlich, seien es Amaretti mit Schokoladenboden oder Innenleben - die Amaretti ripieni - mit beispielsweise Kirsch, Amaretto, Schokolade oder Vanille. Geniessen können Sie Amaretti mit Likörwein, zum Kaffee, als Dekoration oder als Zutat für Desserts, ja selbst pikanten Gerichten verleihen Amaretti einen bittersüssen Touch.
Das Amaretti hat übrigens eine kleine Verwandte, das Amarettini, das Ihnen vielleicht schon einmal «beim Italiener» zum Espresso gereicht wurde.
Aktualisiert: 8. Oktober 2020
Text: Tanja Kummer