Erdnüsse - keine harte Nuss
Mancher Fussballfan übersteht ein heiss umkämpftes Spiel am Fernseher nur mit dem Knabbern von Erdnüssen. Und wenn der Samichlaus seinen Sack ausleert, dürfen die spanischen Nüssli genauso wenig fehlen wie die Mandarinli. Wen schert es da, dass die Erdfrüchtchen eigentlich gar keine Nüsse, sondern Bohnen sind?
Eine Nuss? Nicht die Bohne!
Bei der Bezeichnung «Erd-Nüsse» ist eigentlich nur der erste Teil zutreffend, denn sie wachsen tatsächlich in der Erde. Den zweiten Wortteil haben sie erhalten, weil man vor dem Verzehr die Samen aus einer Schale herausholen muss wie bei echten Nüssen. Diese gehören jedoch zum Schalenobst. Erdnüsse dagegen sind botanisch gesehen Hülsenfrüchte wie die Bohnen und Erbsen. Deshalb müssten sie eigentlich Erdbohnen oder Erderbsen heissen. Wer je ungeröstete Erdnüsse gegessen hat, weiss, dass sie ähnlich wie rohe Bohnen- oder Erbsensamen schmecken. Im Unterschied zu diesen können sie jedoch roh gegessen werden, ohne gesundheitliche Probleme zu bereiten.
Was aber ist an den spanischen Nüssli, wie die Erdnüsse in der Deutschschweiz auch genannt werden, spanisch? Nur der geschichtliche Hintergrund: Es waren nämlich spanische Seefahrer, die sie als Erste nach Europa brachten.
Früher Grabbeigabe, heute TV-Knabberei
Erdnüsse sind keine Entdeckung des TV-Zeitalters. Schon vor über 3500 Jahren wuchsen sie im heutigen Brasilien und in Südbolivien wild. Die Inkas in Peru schätzten die nahrhaften Bodenfrüchtchen und begannen schon früh, die Wildpflanze zu kultivieren. Ihren Verstorbenen gaben sie Erdnüsse mit ins Grab für das Leben nach dem Tod.
Um 1200 brachten spanische und portugiesische Seefahrer die Erdnüsse nach Europa. Von da gelangten sie nach Afrika und Asien. Für afrikanische Sklaven waren Erdnüsse auf dem langen Transport nach Nordamerika oft das einzige Nahrungsmittel. Als die Peanuts (= Erbsennüsse) dann in den USA angebaut wurden, galten sie zuerst als Armenkost. Der Anbau in grossem Stil lohnte sich kaum, weil er sehr arbeitsintensiv war. An Wertschätzung gewannen die Peanuts erst im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-65), denn die für die Verpflegung der Truppen Verantwortlichen hatten ihren grossen ernährungspysiologischen Wert erkannt. So waren die nahrhaften Nüsse unter anderem Bestandteil des Soldatenproviants.
Obwohl die Erdnüsse in den meisten Anbauländern eine zentrale Rolle in der Ernährung spielten, setzten sie sich bei den Konsumentinnen und Konsumenten in den USA, Grossbritannien und Europa erst so richtig durch, als die für eine rationelle und billigere Produktion notwendigen Maschinen erfunden waren. Geröstete Erdnüsse fanden darauf in den USA bei Sportanlässen, in Bars und später vor dem Fernseher schnell ihre Fans. Und was in der Neuen Welt in ist, findet meistens auch irgendwann in der Alten seine Anhänger und geschäftstüchtige Produzenten.
Erst mit dem Rösten kommt das Aroma
Erst durch das Rösten erhalten Erdnüsse ihr spezifisches Aroma. Die in der Adventszeit gefragten Spanischen Nüssli werden ungeschält während ca. 35 Minuten bei ungefähr 120 Grad sorgfältig geröstet. Erdnuss-Röstereien sind in der Schweiz das ganze Jahr über in Betrieb, doch die eigentliche Saison ist von Oktober bis Februar, mit Hochsaison um den Samichlaus und dann nochmals um Weihnachten.
Salznüssli werden ohne Schale geröstet, und auch die rotbraune Haut wird entfernt. Es gibt sie in drei Qualitäten: in Öl geröstet und gesalzen, im Ofen geröstet und gewürzt (dry roasted) sowie in Honigsirup und in Öl oder im Ofen geröstet (honey roasted).
Erdnüsse mögens kühl, aber nicht kalt
Von ungeschälten Erdnüssen sollte man sich keinen grossen Vorrat zulegen, sondern bei Bedarf immer wieder neue kaufen. Denn nur so ist gewährleistet, dass die Knabberei röstfrisch und nicht schal schmeckt. Spanische Nüssli sollten gut verpackt (in der Original-Zellophanverpackung oder in einer Vorratsdose) trocken und kühl bei maximal 15 Grad gelagert werden - also nicht im Kühlschrank. Einen Platz in der Nähe einer Heizung mögen Erdnüsse besonders gerne.
Text: Rita Iseli
Aktualisiert: 7. Dezember 2021