Vorräte richtig aufbewahren
«Kluger Rat – Notvorrat!» Was früher Bürgerpflicht war, macht auch heute noch Sinn: ein cleverer Haushaltsvorrat. Es gibt nämlich viel raffiniertere Arten, als unverhoffte Gäste mit langweiligen Spaghetti zu bekochen.
«Kluger Rat – Notvorrat!»
Diesen eingängigen Reim kannte früher jede Hausfrau – und sie nahm ihn sich pflichtbewusst zu Herzen! Zur Zeit des Kalten Krieges, also bis etwa Ende der 1980er-Jahre, war die Vorstellung einer Bedrohung von aussen nämlich allgegenwärtig, und dagegen musste jeder Schweizer Bürger, jede Schweizer Bürgerin gewappnet sein. Bis 1967 war dieses kleine Pflichtlager pro Haushalt sogar obligatorisch.
Pflichtlager von wichtigen Nahrungsmitteln sind heute nur noch Sache des Staates in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft. Ein Grundstock an Nahrungsmitteln in greifbarer Nähe macht trotzdem immer Sinn. Heute sind es nicht mehr die fremden Mächte, gegen die wir uns kulinarisch wappnen sollten. Aber wer schon einmal wegen Lawinenniedergängen oder Hochwasser ein paar Tage von der Umwelt abgeschnitten war, wusste einen gut assortierten Vorratsschrank sicher zu schätzen.
Genau so wichtig wie die Vorräte selbst ist auch die Vorratshaltung: Nämlich kleine und grössere Helfer, die das richtige Aufbewahren von Lebensmitteln ermöglichen.
Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL empfiehlt, einen Vorrat für rund eine Woche zu halten.
Was gehört in den Vorrat?
Es gibt Dinge, die findet man in fast jeder Küche, dazu gehört sicher ein Pack Spaghetti und eine Dose Pelati. Damit kann man sogar spontane Gäste bewirten, ohne in den nächsten Tankstellenshop fahren zu müssen.
Das wichtigste Element eines klugen Notvorrats ist aber das Wasser. Bei einem massiven Rohrbruch oder einer Verunreinigung des Trinkwassers ist möglicherweise für mehrere Tage fertig lustig mit dem Wasser ab der Röhre. Deshalb empfiehlt das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL pro Person einen Wasservorrat von 9 Litern pro Person, dies entspricht einem Sixpack Anderthalb-Liter-Flaschen.
Mit den Teigwaren und den Büchsentomaten liegt man aber ebenfalls voll auf der Linie des BWL: Ohne Reis, Teigwaren, Konserven aller Art sowie Zucker, Konfitüre, Honig und natürlich Salz kommt kein Haushaltsvorrat aus.
Vorrat ja – aber wie?
Der Begriff Notvorrat suggeriert, dass es sich um ein Depot irgendwo in der hintersten Kellerecke handelt, das man in der Not hervorkramt. Mit dieser Vorstellung ist man allerdings ziemlich schlecht beraten, schliesslich haben fast alle Lebensmittel ein Ablaufdatum. Haushaltsvorrat hingegen tönt besser und macht mehr Sinn, denn was immer man im Küchenschrank aufbewahrt, es sollte bewirtschaftet werden.
Am besten, man nimmt sich das Credo des Detailhandels zu Herzen und konsumiert die Lebensmittel nach dem FIFO-Prinzip: First in – first out. Was zuerst gekauft wurde, wird auch zuerst verbraucht, was gegessen wurde, wird beim nächsten Einkauf wieder ersetzt, so einfach geht das! Und bleiben Resten von Brot, Zwiebeln oder Kartoffeln übrig, so werden diese fachgerecht aufbewahrt.
Tipp: Auch die feinen Sachen im Tiefkühler sind Teil des Haushaltsvorrats. Allerdings müssen sie nach dem Auftauen, etwa nach einem Stromausfall, rasch konsumiert werden und dürfen nicht wieder eingefroren werden.
Noch essen oder schon wegwerfen?
Ein Drittel aller in der Schweiz hergestellten Lebensmittel wird nicht konsumiert. Einer der Gründe dafür ist das Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Aufschrift «Mindestens haltbar bis» bedeutet aber nur, dass der Hersteller bis zu dieser Frist die beste Qualität garantiert.
Die meisten Produkte können aber über dieses Datum hinaus gegessen werden, solange Aussehen, Geruch und Geschmack stimmen. Wie lange das der Fall ist, ist unterschiedlich. Für Milchprodukte und Eier sind es Tage. Für Mehl, Kaffee, Nudeln und Reis Monate. Das Verfalldatum («Verbrauchen bis») sollte bei leicht verderblichen Lebensmitteln (Hackfleisch, Fisch oder Produkte mit rohen Eiern) aber auf jeden Fall eingehalten werden.
Highlights aus dem Küchen- und Vorratsschrank
Abgesehen von Katastrophen und Krankheiten ist man mit einem reichhaltig und abwechslungsreich gefüllten Küchenschrank in allen anderen Lebenslagen ebenfalls gut bedient. Selbst «Eindringlinge von aussen» profitieren davon, auch wenn es sich dabei nicht um böse Feinde, sondern um liebe Freunde handelt, die einem spontan und hungrig die Bude stürmen.
Vergessen Sie die Spaghetti und beeindrucken Sie unverhoffte Gäste einmal mit feinen Crostini. Dazu brauchen Sie Baguettes (aus dem Tiefkühler) und einige Sachen aus Ihrem kulinarischen Vorrat wie Thon, Kapern, schwarze Oliven, getrocknete, eingelegte Tomaten, dazu getrocknete Kräuter und Gewürze, Olivenöl, Eier und evtl. eine Zitrone.
Wers mexikanisch mag, bestückt seinen Vorrat mit Fertig- Tortillas sowie Mais und roten Bohnen in der Dose. Wenn sich noch eine Portion geschnetzeltes Schweinefleisch im Tiefkühler findet, steht einer Fiesta mit Chili-Wraps nichts mehr im Weg. Keine Tortillas im Haus? Wickeln Sie Ihre Gäste stattdessen mit selbst gemachten Omeletten und fantasievollen Belägen oder Füllungen aus dem Vorrat um den Finger.
Text: Gina Graber
Aktualisiert: 7. März 2024