Beikost - die erste Begegnung mit dem Essen

Beikost - die erste Begegnung mit dem Essen

Babys sind sehr individuell in der Entwicklung, auch was das Essen anbelangt. Während die einen jetzt schon aufgeregt mitschmatzen, wenn sie am Essen sind, zeigen die anderen noch gar kein Interesse an dieser Erfahrung.

Es gibt verschiedene Herangehensweisen, wie du dein Kind ans Essen heranführen kannstn: Mag dein Baby Brei, oder ist es lieber direkt vom Tisch? Jede Methode hat Vor- und Nachteile. Lassen dich inspirieren, und wähle den Weg, der für euch beide am besten passt.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Wie kannst du sicher sein, dass der Zeitpunkt stimmt, um den Nachwuchs das erste Mal probieren zu lassen? Die WHO empfiehlt, nach Möglichkeit sechs Monate voll zu stillen oder Formular zu geben. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gibt an, frühestens im Alter von vier Monaten, also zu Beginn des fünften Monats, spätestens aber mit vollendeten sechs Monaten mit der Beikost zu beginnen. Folgende Punkte lassen dich erkennen, ob dein Kind bereit die Beikostreife erfüllt:
 

  • dein Kind kann schon aufrecht sitzen und sein Köpfchen halten
  • dein Kind signalisiert Interesse an seinem Essen, indem es zum Beispiel jeden Happen mit seinen Augen bis zu Ihrem Mund verfolgt oder danach greifen will
  • Ihr Kind nimmt von sich aus selbst Dinge in den Mund
     

Wenn du deinem Baby Essen anbietest und es den Kopf wegdreht oder weint,  ist noch nicht so weit. Dann einfach ein paar Tage abwaren, und die Beikost zu einem späteren Zeitpunkt wieder anbieten.

Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE)

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) hat eine übersichtliche Tabelle mit Empfehlungen zur Einführung der Beikost veröffentlicht.

PDF: Merkblatt «Einführung der Lebensmittel (Beikost)» des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE un der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie SGP, Ausgabe 2018.

Weiterführende Infos auf der Webseite Schwangerschaft, Stillzeit und 1. Lebensjahr der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE.

© Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie SGP.
© Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie SGP.

Die Klassiker: Obst- und Gemüsebrei

Als Eltern ist man sehr aufgeregt, denn Essenlernen ist ein neuer Lebensabschnitt für dich und dein Baby. Zur Einführung der Beikost eignen sich verschiedene Herangehensweisen. Es gibt nicht das beste Lebensmittel für den ersten Happen.

Einfach herzustellen ist ein fein pürierter Brei aus süssem, gekochtem Gemüse wie zum Beispiel Rüebli, Kartoffel, Rande, Pastinake, Kürbis, Fenchel oder Zucchetti. Ebenso gut passt ein roher oder gekochter Früchtebrei aus Apfel, Birne, Banane oder Mango.

Du kannst am Anfang auch für mehrere Tage beim gleichen Nahrungsmittel bleiben, wenn das Baby daran Gefallen gefunden hat. Es sucht noch keine Abwechslung. Im Gegenteil: Damit ist es schnell überfordert.

Wie viel ein Kind zu Beginn isst, ist sehr unterschiedlich. Während die einen eine volle Portion wegputzen, nehmen die anderen nur ein paar kleine Kostproben. Sie brauchen mehr Zeit, um sich der neuen Geschmackswelt anzunähern. Lass dein Kind freudvoll entdecken, gerne auch mal mit seinen Händen. Wenn du merktst, dass dein Baby sein Interesse verliert, lass es spielen und unterbrich die Mahlzeit, auch wenn noch nicht viel im Magen gelandet ist. Muttermilch oder Formula darf für die kommenden Monte noch das Hauptnahrungsmittel bleiben.
 

Rezepte:

Ein Gemüse-Kartoffel-Brei eignet sich gut für den Start.
Ein Gemüse-Kartoffel-Brei eignet sich gut für den Start.

Die BLW-Methode (Baby-led weaning method)

Bei der BLW-Methode ist die Herangehensweise etwas anders als bei der hierzulande klassischen Variante mit dem Kartoffel-Rüebli-Brei. Der Name BLW – baby-led weaning – bedeutet so viel wie «vom Baby gesteuerte Entwöhnung». Die Idee dahinter ist, dass das Baby nach eigenem Bedürfnis isst und auch von sich aus aufhört, Muttermilch zu trinken. Die BLW-Methode klingt modern und aussergewöhnlich, ist aber im Grunde genommen nichts anderes als das, was über Jahrtausende auf der ganzen Welt praktiziert wurde. Es isst mit der Familie mit, bekommt Nahrungsmittel, nach denen es selber greifen (Fingerfood) und so selber bestimmen kann, was und wie schnell es essen möchte. Neben dem Essen wird weiterhin nach Bedarf gestillt, oder es bekommt den Schoppen.

Die meisten Kinder entwickeln im Alter von fünf bis sechs Monaten die Bereitschaft, selber zu essen.

Stäbchen können in der Babyfaust gut gehalten werden.
Stäbchen können in der Babyfaust gut gehalten werden.

Fingerfood oder Brei oder beides?

Ja was denn nun? Eine einfache Antwort gibt es nicht, denn jedes Kind hat seine eigenen Ansprüche und sein eigenes Tempo. Nur weil die grosse Schwester Brei mochte, bedeutet nicht, dass dies auch beim kleinen Bruder so passiert. Hier gilt: Einfach ausprobieren! Du entscheidest, gemeinsam mit deinem kleinen Liebling, welches für dich die beste Herangehensweise ist. Die gute Nachricht: Das neue Familienmitglied wird mit jeder Variante gedeihen.

Es gibt Babys, die haben schon von ganz klein auf einen natürlichen Rhythmus, schlafen regelmässig und haben auch immer zur selben Zeit Hunger. Wenn du bis jetzt nach Bedarf gestillt hast und dein Baby sehr selbstbestimmt ist, dann ist dieses wahrscheinlich zufriedener, wenn es nach seinem Gusto die Welt der Nahrungsmittel entdecken kann.

Der Brei hat den Vorteil, dass du eine Ahnung davon hast, was und wie viel dein Kind gegessen hat, und du weniger davon vom Boden aufputzen musst.

Fingerfood hat den Vorteil, dass das Baby ganz in seinem Tempo das Essen erfahren kann. Die Varietät von Geschmack, Geruch, Konsistenz und Farbe ist grösser, und das Baby kann essen, was es mag, und weglassen, was es nicht mag.

Text: Betty Bossi Online-Redaktion
27. Januar 2022