Löwenzahn: Aromatischer Frühlingsbote
Die jungen, zarten Blätter des Löwenzahns gehören zu den ersten Frühlingsboten und bringen wieder mehr frisches Grün auf unsere Teller. Und schon bald werden seine Blütenkelche ganze Wiesen in leuchtendes Gelb tauchen. Der Löwenzahn wird zu Unrecht als Unkraut verschrien, denn von der Wurzel bis zur Blüte ist alles essbar. Zudem ist er das ideale Mittel für eine Frühjahrskur.
Kräuterlexikon: Löwenzahn
- Saison: März bis Mai.
- Wächst wild: auf Wiesen, Feldern und an Wegrändern.
- Aroma: zartbitter, nussartig.
- Verwendung: Blätter roh als Salat oder fein gehackt in Frischkäse oder unter Pasta, als Pesto und unter Risotto. Die Blüten sind ein hübscher Hingucker in Salaten oder lassen sich zu Löwenzahnhonig verarbeiten. Gekochten Gerichten erst am Schluss beifügen.
- Ernte: Blattrosetten mitsamt der Pfahlwurzel ausstechen. Die Blätter schmecken vor der Blüte am zartesten.
- Tipp: Seine etwas bittere Note wird milder, wenn er 5 Minuten in lauwarmes Wasser gelegt wird.
- Hinweis: Gebleichter Löwenzahn wächst nicht wild, sondern wird lichtgeschützt so gezüchtet. Er enthält weniger Bitterstoffe als das wild wachsende Kraut.
- Ersatz: Rucola.
Eine Pflanze - viele Namen
Der Name Löwenzahn bezieht sich vermutlich auf die gezahnten Blätter. In der französischen sowie in vielen romanischen Sprachen ist er übrigens identisch: dent-de-lion bzw. dente di leone (italienisch), diente de león (spanisch) und dente-de-leão (portugiesisch).
Im Französischen ist aber vor allem die Bezeichnung Pissenlit gebräuchlich, was so viel bedeutet wie Bettnässer und sich auf die harntreibenden Eigenschaften des Krautes bezieht. In einigen Gegenden Deutschlands heisst dieses sinngemäss Pissblume, Seichkraut, Bettpisser oder Bettseicher.
In der Deutschschweiz hat der Löwenzahn noch weitere, zum Teil wenig schmeichelhafte Namen: Chrottepösche, Söiblueme, Söitätsch oder Sunnewirbel. In Deutschland wird er auch Pusteblume, Hundeblume, Butterblume, Kuhblume, Maiblume, Maistöckel, Milchscheck, Eierpetsch oder Backenzahn genannt.
Weitverbreitetes (Un)kraut
Der Löwenzahn (Taraxacum) bildet innerhalb der Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae) eine eigene Gattung, die schätzungsweise mehr als 500 Arten umfasst. Diese können offenbar nur von Spezialisten unterschieden werden.
Unser Gewöhnlicher Löwenzahn, den wir als weitverbreitete Wiesen- und Gartenblume kennen, trägt die botanische Bezeichnung Taraxacum officinale. Er kommt in ganz Europa, Asien und Nordamerika vor und liebt vor allem gut gedüngte Wiesen.
Nicht alle erfreuen sich aber an den goldgelben Blütenteppichen, die der Löwenzahn ab April bildet. Für viele ist er ein schwer auszurottendes Unkraut. Seine bis zu zwei Meter langen Pfahlwurzeln sind denn auch nur mit sehr viel Mühe auszustechen. Und die schirmchenartigen Samen der Pusteblume, die beim geringsten Luftzug freigesetzt werden, sorgen für eine rasche und weiträumige Verbreitung. Wer den Löwenzahn in seinem Garten einigermassen im Zaum halten will, muss also die verwelkten Blütenköpfe regelmässig abschneiden, bevor die Samen flügge werden.
Wild und bitter oder bleich und mild?
Vom Löwenzahn ist die ganze Pflanze essbar: die Blätter und die noch grünen Blütenknospen (März/April), die Blüten (ab April) und die Wurzeln (das ganze Jahr).
Wenn Sie jetzt die jungen, zarten Blätter selber pflücken wollen, dann achten Sie unbedingt darauf, dass Sie sich nur auf ungedüngten Böden, abseits von Strassen und landwirtschaftlichen Kulturen, die gespritzt werden, bedienen.
Beim Löwenzahn, der im Handel angeboten wird, handelt es sich meist um Kultursorten. Diese sind weniger bitter als wilder Löwenzahn und haben spitz zulaufende, aufrecht wachsende und nur mässig gezahnte Blätter.
Noch milder ist gebleichter Löwenzahn, der von November bis März im Angebot ist. Er wird entweder in einem Gefäss an einem kühlen, dunklen Ort oder unter schwarzer Folie auf dem Feld gezogen und entwickelt dadurch hellgelbe, zarte, nur wenig ausgeprägte Blattflächen. Manchmal werden die Reihen auch mit Erde angehäufelt.
Diese Anbautechnik hat wohl dazu geführt, dass der Löwenzahnsalat in den Niederlanden Maulwurfsalat (molsla) genannt wird. Irgendwann soll jemand entdeckt haben, dass in Maulwurfhaufen besonders zarte, gebleichte Löwenzahnblätter zu finden waren.
Ideal für die Frühjahrskur
Die bittere Note des Löwenzahns ist nicht jedermanns Sache, aber gerade die Bitterstoffe sind es, die u.a. den gesundheitlichen Wert des Krautes ausmachen.
Die verdauungsfördernde und die harntreibende Wirkung des Löwenzahns, die ihm im Französischen den Namen Pissenlit (Bettnässer) verliehen haben, machen ihn zum idealen Mittel für eine blutreinigende Frühjahrskur. Empfohlen wird, Löwenzahn in beliebiger Form während vier bis sechs Wochen einmal täglich einzunehmen.
Das Kraut ist ausserdem reich an Vitamin C, Betacarotin, Kalium und Eisen.
Nur Esel lassen ihn links liegen
In Frankreich gilt Löwenzahn als ausgesprochene Delikatesse. Er wird vor allem als Salat gegessen, sei es in einem Mesclun, einer Mischung aus Wild- und Schnittsalaten, oder traditionellerweise mit Speckwürfeli, Knoblauch-Croûtons, hart gekochten Eiern und/oder Baumnüssen.
In Lyon wird die Kombination von Löwenzahn, Speckwürfeli und Knoblauch-Croûtons Groin d’âne, Eselsgesicht, genannt. Wie der Salat zu diesem Namen kam, liegt im Dunkeln, auf jeden Fall aber ist ein Esel, wer diese schmackhafte Spezialität nicht probiert!
Fein geschnitten und zum Beispiel mit Quark vermischt ergibt Löwenzahn auch einen feinen Brotaufstrich.
Die grösseren, etwas älteren Blätter können wie Spinat zubereitet oder für Suppen oder Eintöpfe verwendet werden.
Die grünen Blütenknospen können wie Kapern in Essig eingelegt werden.
Aus den Blüten lassen sich Honig, Saft, Sirup, Wein und sogar Bier zubereiten.
Die getrockneten, gemahlenen Wurzeln dienten früher als Kaffee-Ersatz.
Löwenzahnhonig zum Selbermachen
Für längere Zeit in Vergessenheit geraten, erlebt der Löwenzahnhonig gerade seinen zweiten Frühling. Und das ganz zu Recht, denn sein einmaliges, herbes Aroma ist eine Überraschung.
Löwenzahnhonig eignet sich nicht nur als aromatische Zutat von süssen und pikanten Gerichten, sondern auch als Brot- und Zopfaufstrich, zu Gipfeli, zum Süssen von Tees, zum Verfeinern von Salatsaucen sowie zum Süssen von Müesli und Joghurt nature.
Er harmoniert aber auch wunderbar mit Ziegenfrisch- oder Weichkäse.
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Aktualisiert: 9. Februar 2021
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